Leadership
6 minuten

Gespräche auf Augenhöhe moderieren: Umgang mit der Doppelrolle als Führungskraft und Moderator

LOTARO
June 30, 2025

In der dynamischen Welt der Unternehmensführung sind effektive Meetings und ein offener Dialog entscheidend für den Erfolg. 

Doch was passiert, wenn die Person, die ein Meeting leitet, gleichzeitig die disziplinarische Vorgesetzte ist? Diese Doppelrolle als Führungskraft und Moderator kann zu einer komplexen Situation führen, die oft unbeabsichtigte Auswirkungen auf die Gesprächsdynamik hat.

Die Herausforderung liegt darin, dass die Machtfülle beider Rollen zusammen dazu führen kann, dass Sie von den Teilnehmenden nicht als neutral wahrgenommen werden – und in vielen Fällen auch nicht sind. Mitarbeiter reagieren erfahrungsgemäß oft mit einer eingeschränkten Gesprächsbeteiligung oder Meinungsäußerung, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Offenheit negative Konsequenzen haben könnte. Das mag zwar einerseits Zeit sparen, da Diskussionen kürzer ausfallen, aber es birgt auch die Gefahr, dass wichtige Zwischentöne, wertvolle Ideen und ehrliche Gedanken Ihrer Mitarbeiter unentdeckt bleiben. Gerade diese ungefilterten Informationen sind jedoch entscheidend für fundierte Entscheidungen und die Entwicklung innovativer Lösungen.

In diesem Artikel beleuchten wir, wie Sie als Führungskraft und Gesprächsleiter dennoch eine aktive Gesprächsbeteiligung Ihrer Mitarbeiter fördern können, indem Sie die Doppelrolle transparent gestalten und bewusste Strategien anwenden, um eine Umgebung des Vertrauens und der Offenheit zu schaffen. Es geht darum, eine Balance zu finden, die es Ihnen ermöglicht, sowohl Ihre Führungsaufgaben effektiv wahrzunehmen als auch eine produktive und inklusive Meeting-Kultur zu etablieren.

Die Herausforderung der Doppelrolle verstehen

Als Führungskraft in einem Meeting zu moderieren, ist keine leichte Aufgabe. Sie tragen nicht nur die Verantwortung für das Erreichen der Meetingziele, sondern auch für die Entwicklung und Motivation Ihres Teams. Diese gleichzeitige Präsenz in zwei Rollen – die des Vorgesetzten und die des neutralen Moderators – birgt intrinsische Spannungen.

Mitarbeiter nehmen Sie in dieser Konstellation oft nicht als unparteiischen Moderator wahr. Ihre Position als Vorgesetzter ist immer präsent und kann unbewusst die Art und Weise beeinflussen, wie Meinungen geäußert werden. Die Angst vor negativen Bewertungen, beruflichen Konsequenzen oder einfach der Wunsch, dem Chef zu gefallen, kann dazu führen, dass Mitarbeiter ihre wahren Gedanken zurückhalten. Das Ergebnis ist oft eine oberflächliche Diskussion, in der zwar die vorgegebenen Themen abgearbeitet werden, aber tiefergehende Problematiken oder innovative Ansätze unberücksichtigt bleiben.

Dieser Mangel an ehrlicher und umfassender Beteiligung kann weitreichende Folgen haben. Entscheidungen basieren möglicherweise auf unvollständigen Informationen, Risiken werden übersehen und das kreative Potenzial des Teams bleibt ungenutzt. Für Sie als Führungskraft bedeutet dies, dass Ihnen wertvolle Zwischentöne und Gedanken Ihrer Mitarbeiter entgehen, die für eine ganzheitliche Betrachtung und bessere Entscheidungsfindung unerlässlich wären. Es entsteht eine Kommunikationslücke, die langfristig das Vertrauen untergraben und die Teamleistung beeinträchtigen kann. Das Erkennen und Akzeptieren dieser potenziellen Auswirkungen ist der erste Schritt zur effektiven Bewältigung dieser Doppelrolle.

Transparenz schaffen: Strategien für die Doppelrolle

Wenn Sie als Chef und Gesprächsleiter dennoch eine aktive Gesprächsbeteiligung Ihrer Mitarbeiter wünschen, dann kann ein effektiver Weg sein, diese Doppelrolle transparent zu machen. Das bedeutet, dass Sie bewusst die Grenzen zwischen Ihren beiden Hüten markieren und klare Signale senden, um ein offeneres Umfeld zu schaffen.

Die Doppelrolle ansprechen: Die "zwei Hüte auf meinem Kopf"-Metapher

Beginnen Sie das Meeting, indem Sie die Doppelrolle offen kommunizieren. Sagen Sie beispielsweise: „Ich habe heute zwei Hüte auf meinem Kopf: Zum einen bin ich Ihr Vorgesetzter, zum anderen leite ich dieses Meeting als Moderator. Mein Ziel ist es, dass wir heute alle unsere Meinungen und Ideen offen austauschen können, und ich werde mein Bestes tun, um eine neutrale Gesprächsführung zu gewährleisten.“ Diese klare Ansage nimmt potenziellen Missverständnissen den Wind aus den Segeln und schafft eine Grundlage für Vertrauen. Sie signalisieren damit, dass Sie sich der Problematik bewusst sind und aktiv daran arbeiten, diese zu überwinden.

Räumliche Trennung der Rollen

Nutzen Sie physische Abgrenzungen, um Ihre Rollen visuell zu trennen. Wenn Sie als Moderator agieren, könnten Sie an einem anderen Platz im Raum stehen oder sitzen, als wenn Sie Ihre Meinung als Chef äußern.

  • Stehen vs. Sitzen: Wenn Sie als Moderator sprechen, stehen Sie. Wenn Sie Ihre persönliche Meinung als Führungskraft einbringen möchten, setzen Sie sich hin oder lehnen sich bewusst zurück.
  • Position im Raum: Vielleicht agieren Sie als Moderator von der Mitte des Raumes aus und bewegen sich an eine Seite, wenn Sie als Chef einen Standpunkt vertreten.
  • Haltung: Ein bewusstes Vor- und Zurücklehnen auf einem Stuhl kann ebenfalls signalisieren, in welcher Rolle Sie gerade agieren.

Diese subtilen, aber sichtbaren Veränderungen helfen den Teilnehmer, Ihre Rolle im jeweiligen Moment besser zu erfassen und zu interpretieren.

Klare Rollentrennung in der Sprache

Es ist entscheidend, dass Sie Ihre Äußerungen sprachlich klar der jeweiligen Rolle zuordnen. Immer wenn Sie einen eigenen Standpunkt als Führungskraft äußern möchten, formulieren Sie dies explizit: „Ich als Chef meine, dass wir diesen Punkt aus folgender Perspektive betrachten sollten...“ oder „Aus meiner Sicht als Geschäftsführer halte ich diesen Ansatz für zielführend, weil...“. Damit trennen Sie Ihre persönliche Meinung eindeutig von der neutralen Moderation. Dies verhindert, dass Ihre Meinungen als unumstößliche Direktiven missverstanden werden und ermutigt andere, ihre eigenen Ansichten darzulegen.

Die Doppelrolle vermeiden: Externe Moderation

Die effektivste Methode, die Doppelrolle zu umgehen, ist die Vermeidung. Bestimmen Sie einen neutralen Gesprächsleiter für wichtige Diskussionen. Dies kann eine andere Führungskraft, ein Teammitglied mit Moderationserfahrung oder ein externer Profi sein. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Absolute Neutralität: Ein externer Moderator ist nicht in die Hierarchie eingebunden und kann das Gespräch unvoreingenommen leiten.
  • Erhöhte Beteiligung: Mitarbeiter fühlen sich freier, ihre Meinungen zu äußern, da sie keine direkten Konsequenzen fürchten müssen.
  • Fokus auf den Inhalt: Sie können sich als Führungskraft voll auf den Inhalt der Diskussion konzentrieren und aktiv teilnehmen, ohne sich um die Moderation kümmern zu müssen.

Gerade bei strategischen Entscheidungen oder sensiblen Themen kann die Beauftragung eines neutralen Moderators eine Investition sein, die sich durch bessere Ergebnisse und eine gestärkte Teamkultur auszahlt. Diese Strategien erfordern Übung und Konsistenz, aber sie sind entscheidend, um trotz der Doppelrolle eine Kultur der Offenheit und des Engagements in Ihren Meetings zu fördern.

"Deine Haltung, dein Platz im Raum und deine Worte bestimmen, wie deine Kollegen und Kolleginnen dich in der Moderation wahrnehmen. Sie sind wichtiger, als du denkst."

Die Moderation von Gesprächen als Führungskraft birgt die natürliche Herausforderung der Doppelrolle. Die Machtfülle, die mit beiden Positionen einhergeht, kann dazu führen, dass Sie von Ihren Mitarbeiter nicht als neutral wahrgenommen werden, was deren Gesprächsbeteiligung und die Offenheit im Austausch einschränken kann. Doch wie wir gesehen haben, gibt es effektive Strategien, um diese Hürde zu überwinden und dennoch eine aktive und wertvolle Beteiligung zu fördern.

Der Schlüssel liegt in der Transparenz. Indem Sie die Doppelrolle offen ansprechen, etwa mit der Metapher der "zwei Hüte", schaffen Sie von Anfang an Klarheit. Räumliche und verbale Trennung – sei es durch unterschiedliche Positionen im Raum oder explizite Formulierungen wie "Ich als Chef meine..." – signalisieren den Teilnehmer, in welcher Rolle Sie gerade agieren. Dies hilft ihnen, Ihre Beiträge richtig einzuordnen und sich sicherer zu fühlen, ihre eigenen Ansichten zu teilen.

Langfristig kann die Vermeidung der Doppelrolle durch die Beauftragung eines neutralen Gesprächsleiters, ob intern oder extern, die effektivste Lösung sein. Dies ermöglicht Ihnen, sich voll auf den Inhalt zu konzentrieren und als gleichberechtigter Diskutant aufzutreten, während eine unvoreingenommene Person das Gespräch leitet.

Letztlich geht es darum, eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit zu etablieren. Eine bewusste und transparente Handhabung Ihrer Doppelrolle ermöglicht es Ihnen, nicht nur bessere Entscheidungen auf Basis umfassenderer Informationen zu treffen, sondern auch die Zufriedenheit und das Engagement Ihrer Mitarbeiter zu steigern. Das Ergebnis sind produktivere Meetings, eine stärkere Teamdynamik und letztlich ein größerer Unternehmenserfolg.

FAQ

Was versteht man unter der Doppelrolle einer Führungskraft als Moderator? Die Doppelrolle bedeutet, dass eine Führungskraft gleichzeitig die disziplinarische Verantwortung für die Meeting-Teilnehmer trägt und die Rolle des neutralen Gesprächsleiters oder Moderators übernimmt.

Warum ist die Doppelrolle problematisch? Die Machtfülle der Führungsposition kann dazu führen, dass Mitarbeiter die Führungskraft nicht als neutral wahrnehmen. Dies kann ihre Bereitschaft einschränken, sich offen zu äußern, aus Angst vor negativen Konsequenzen oder um dem Chef zu gefallen.

Welche Auswirkungen hat eine eingeschränkte Gesprächsbeteiligung? Eine eingeschränkte Beteiligung führt dazu, dass wichtige Zwischentöne, ehrliche Meinungen und innovative Ideen der Mitarbeiter nicht gehört werden. Dies kann die Qualität von Entscheidungen mindern und das Vertrauen im Team untergraben.

Wie kann ich die Doppelrolle als Führungskraft transparent machen? Sie können die Doppelrolle transparent machen, indem Sie sie zu Beginn des Meetings offen ansprechen (z.B. "Ich trage heute zwei Hüte"). Zudem helfen räumliche (z.B. Stehen als Moderator, Sitzen als Chef) und sprachliche Trennungen ("Ich als Chef meine...") dabei, die Rollen zu kennzeichnen.

Sollte ich als Führungskraft meine persönliche Meinung im Meeting äußern? Ja, Sie können Ihre persönliche Meinung äußern, sollten diese aber klar als Ihre individuelle Perspektive als Führungskraft kennzeichnen, um Verwechslungen mit der Moderationsrolle zu vermeiden.

Was sind die Vorteile, einen neutralen Gesprächsleiter einzusetzen? Ein neutraler Gesprächsleiter (intern oder extern) sorgt für absolute Unparteilichkeit, fördert eine deutlich höhere Beteiligung der Mitarbeiter und ermöglicht es der Führungskraft, sich voll auf den Inhalt zu konzentrieren und selbst aktiv als Teilnehmer mitzuwirken.

Wie kann ich eine offene Diskussionskultur trotz meiner Führungsrolle fördern? Transparente Kommunikation über Ihre Rolle, bewusste Abgrenzung der Rollen durch Haltung und Sprache, und die Bereitschaft, bei sensiblen Themen einen neutralen Moderator einzusetzen, fördern eine offene Diskussionskultur.

Für welche Art von Meetings ist es besonders wichtig, die Doppelrolle zu beachten? Besonders wichtig ist dies bei Meetings, in denen kreatives Brainstorming, Problemfindung, Konfliktlösung oder die Entwicklung neuer Strategien im Vordergrund stehen – also überall dort, wo offene und ehrliche Beiträge der Mitarbeiter unerlässlich sind.

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